Ja, die gibt es natürlich auch, und nicht zu knapp. Was mir immer wieder auffällt, ist die Unverbindlichkeit, mit der gerade jüngere Männer an ein Date rangehen. Es ist eine Unsitte, die in der heutigen Welt grassiert: ich reservier mal das Kinoticket, ich kann ja dann immer noch fernbleiben, wenn was anderes spannender ist. Heute noch oberspitz auf weiss ich was, morgen zur verabredeten Zeit physisch wie auch kommunikationstechnisch wie vom Erdboden verschluckt. Anfangs habe ich das noch persönlich genommen und bin auch schon in schwindelerregend hohen Stöckeln zu Hause nervös im Kreis gelaufen. Mittlerweile warte ich nicht mehr auf die Männer. Ich brauche eine Stunde Vorlaufzeit, bis dahin verweile ich im Gammellook beim Haushalten oder in der Werkstatt. Bleibt der edle Stecher also eine Stunde vor dem abgemachten Termin unerreichbar, dann ist für mich das Date geplatzt und ich kann getrost weitergammeln. Ich nehm das schon lange nicht mehr persönlich, Männer ticken so. Man kann sich als Frau nun das Leben schwer und die Männer mies machen oder es den Männern gleichtun und mit einer gewissen Nonchalance sagen: «Schönes Wetter und Lust auf Motorrad? Dann fällt mein Date eben aus.» Aber immerhin melde ich mich dann möglichst frühzeitig ab, das ist der grosse Unterschied. Ich bin manchmal versucht, die Unsitte dieses Einfach nicht Auftauchens als eine Art Generationenproblem der 20- bis 40-Jährigen anzusehen, aber ich glaube doch, es ist schlicht und einfach eine Frage fehlenden Anstandes und Respekts. Diese Sichtweise macht das Ganze eher noch trauriger… Oder vielleicht verharren gewisse Männer ja auch auf dem Stand eines dreijährigen Kindes, nach dem Motto: Wenn ich die Augen zu mache, dann sieht mich niemand. Nun gut, in diesem Entwicklungsalter hätten sie ja eh nichts in meinem Bett verloren... Aber trotzdem, Jungs, wäre ein einfaches «Hab heute keine Lust» so schwierig? Zum Glück kann man solche Kontakte ja heutzutage zuverlässig und nachhaltig blockieren. Da spar ich mir sogar die Mühe, nachzulesen, ob er auf seinem Profil «zuverlässig» angegeben hat.
Ja, ich lerne enorm viel in diesem Umgang mit Männern. Natürlich gibt es auch trotz vorhergegangenem eingehendem Check auch Nieten im Bett. Anfangs hatte ich diesbezüglich ab und zu Verständnis und auch einen gewissen pädagogischen Ehrgeiz, so im Stile von «wie sollte er es denn besser können, weil es ihm niemand gesagt und erklärt hat?» Mittlerweile finde ich, das ist nicht mein Job. Und wer es mit 50 nicht kann, der wird es auch nicht mehr lernen, weil scheinbar ein tiefergehendes Interesse an der Sache fehlt, und das ist ja wie wir wissen eine der Grundlagen fürs Lernen. Natürlich gebe ich meinem Gegenüber zu verstehen, was wie für mich gut ist, wenn nötig auch verbal. Aber es gibt leider tatsächlich hoffnungslose Fälle. Naja, es wurde ja auch nicht jedem ein Flair für orientalischen Bauchtanz in die Wiege gelegt…
Andererseits befindet sich vielleicht gerade hier eine Marktlücke, in der sich meine beruflichen Kompetenzen mit meinem Hobby in idealer Weise verbinden könnten: «Bei mir lernst auch du endlich, was Frauen im Bett wollen und brauchen. Wochenendkurse in Theorie und Praxis». Da kämen dann all die verkorksten, aber immerhin diesbezüglich reflektierten Typen an und würden mich reich machen. Aber man weiss ja, wie das läuft: wird das Hobby einmal zum Beruf, verliert es oft sehr schnell seinen Reiz.
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